erstellt: 25.03.2000
Update: 22.11.2018
Extra-Blatt
Kettenbrief: Aufruf zum Tank-Boykott
Protestaufruf verstopft Mailboxen
Ist das ein Hoax? |
Ein Hoax ist dem Wortsinn nach eine Falschmeldung. Das hieße
im Falle einer solchen Boykott-Aktion, dass sie nicht stattfände.
Ob sie stattfindet oder nicht, hängt jedoch vom Erfolg dieses
Kettenbriefs ab: Ist er erfolgreich, findet der Boykott statt
und der Kettenbrief ist/war kein Hoax. Das steht aber noch gar
nicht fest - gar nicht so einfach...
Fest steht nur, dass die Initiatoren jedes Mal im Dunkeln
bleiben. Fest steht ferner, dass bisherige Versuche einen Tankboykott zu starten in den
letzten Jahren von wenig Erfolg gekrönt waren - trotz eines gewissenen Medieninteresses
und trotz berechtigter Kritik an der Preispolitik der Mineralölkonzerne.
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Alle Jahre wieder gibt es Aufrufe zum Tank-Boykott als Protest
gegen die Preispolitik der Mineralölkonzerne. Von verstopften Mailboxen abgesehen, halten sich
die Erfolge solcher Kettenbriefaktionen bislang in Grenzen, es macht auch kaum jemand mit.
Hintergrund
Ob das 'echte' Aktionen sind und wer ggf. dahinter steckt, konnte ich nicht ermitteln.
Die Idee geht auf eine ähnliche Aktion in den USA zurück, die 1999 ohne nennenswerten
Erfolg stattfand und auch im Jahr 2000 versucht werden sollte, ebenso im Jahr 2005:
Urbanlegends.about.com: 2000 |
2005
März 2000:
Ein Kettenbrief, in dem zu einem
Boykott von Tankstellen aufgerufen wird, verstopft im März 2000 die Mailboxen.
Es soll damit am 30. April 2000 gegen hohe Benzinpreise prostestiert werden.
[Originaltext]
Ein ähnlicher Aufruf geistert in der Schweiz herum.
Hier soll gleich an drei Tagen boykottiert werden: vom 7. bis 9. April 2000.
[Originaltext]
Update Sept. 2000
Der nächste Aufruf zum Tank-Boykott geht um. Jetzt sollen
alle Mineralölfirmen reihum durch dreimonatigen Boykott in den Bankrott getrieben werden.
Und wieder würde es allenfalls die Tankstellen-Pächter treffen...
Update Juni 2001
Ein neuer Kettenbrief, mit altem Inhalt,
aber neuem Datum kursiert. Diesmal soll es der 29./30. Juni 2001 sein.
Teilweise wird der Aufruf als Word-DOC-Datei versandt.
Update März 2003
Eine neue Aktion nach bekanntem Vorbild. Diesmal sollen
bestimmte Mineralölfirmen (bzw. deren Tankstellen) bis Ende 2003 boykottiert werden.
Ein Zusammenhang mit dem Irak-Krieg wird nicht hergestellt, es geht wieder mal 'nur'
um die Benzinpreise. Auch hier bleiben die Initiatoren anonym.
[Originaltext]
Update April 2004
Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Kettenbriefaktion nach
hinlänglich bekanntem Schema. Der Text gleicht inhaltlich dem aus 2003. Ob es in diesem Jahr
mehr vorzeigbare Erfolge (außer verstopfte Mailboxen) geben wird, bleibt abzuwarten...
Im Erfolgsfall träfe es vor allem die Tankstellen-Pächter (Totschlagargument: Arbeitsplätze).
[Originaltext]
Update April 2005
In diesem Jahr ist Österreich mit einem voraussichtlich ähnlich
erfolgreichen Aufruf zum einem Tank-Boykott an der Reihe. Inhalt wie oben, nur soll diesmal
den österreichischen Öl-Konzern ÖMV treffen.
[Originaltext]
Update Sept. 2005
Nach den Preiserhöhungen Ende August / Anfang September 2005 erhält
das inzwischen sattsam bekannte Schema wieder ein wenig Auftrieb - wieder kursiert ein ähnlich
Erfolg versprechender Aufruf zum Tank-Boykott. Inhalt wie gehabt, diesmal sind es Shell und Aral,
die boykottiert werden sollen.
[Originaltext]
Aus Österreich kommt im September eine neue (alte) Variante: Am 1. Oktober soll gar nicht
getankt werden - aus Protest, egal welche Marke. Diese Mails machen natürlich an der Grenze zu
Deutschland nicht halt.
[Originaltext]
Update Juni 2006
In geringfügig variierter Form wird auch 2006 wieder zum Tankboykott nach bekanntem Schema aufgerufen.
Auch diesmal sollen wieder Shell und Aral getroffen werden.
[Originaltext]
Update Juni 2007
Auch in diesem Jahr werden wir nicht damit verschont. Es ist dieselbe Leier, die schon in den
letzten Jahren nichts Sinnvolles bewirkt hat. In der Fassung von Juni 2007 werden die Mails auch noch
durch eine völlig überflüssige PowerPoint-Datei ("Der Benzinpreis.pps") künstlich aufgebläht,
damit das Internet noch besser ausgelastet wird. Darin wird orakelt, der Benzinpreis würde bis zum
Sommer (der heute beginnt) auf 1,70 EUR steigen (aktuell sind es ca. 1,36/L).
Zielscheibe des Tank-Boykotts sollen dieses Mal Shell und Total sein.
Update November 2007
Im November 2007 kursieren wieder einmal Boykottaufrufe, teils auch per SMS. Es werden die Termine
15./16.11. und 1.12. genannt. Es sollen dieses Mal nicht bestimmte Marken boykottiert werden sondern
zur Abwechslung soll an diesen Tagen mal wieder gar nicht getankt werden. Somit ist schon vorab klar,
dass es gar keinen für die den Preis bestimmenden Mineralölkonzerne spürbaren Effekt geben wird. Denn auch
die wenigen, die dem Aufruf evtl. folgen, tanken dann eben einen Tag vorher oder danach. Ein Teil der
Mails enthält auch wieder die schon aus dem Sommer bekannte PowerPoint-Datei "DerBenzinpreis.pps",
teils auch unter ähnlichen Dateinamen.
Außerdem tut sich ein Trittbrettfahrer selbst etwas Gutes, indem er eine Website mit dem Boykottaufruf
ins Web gestellt hat, die ihm über einschlägig bekannte, großflächige Werbeeinblendungen
("Layer-Ads") ein Zusatzeinkommen generiert (das für einen Deutschkurs gut angelegt wäre).
[Originaltext]
Update April 2008
Im April 2008 laufen Kettenbrief-artige Boykottaufrufe ungebremst weiter – wie auch die Treibstoffpreise
ungebremst weiter in immer neue Rekordhöhen steigen. Die oben schon erwähnte Website ruft zum Boykott
von Aral und BP auf – wie die Preisentwicklung an den Tankstellen zeigt, ohne jeden Effekt. Dabei
werden auch weiterhin reichlich Mails verschickt bzw. Kettenbrief-artig weiter geleitet.
Update Mai 2008
Die weiter oben im Update November 2007 erwähnte Website existiert nicht mehr. Eine Ende April neu
gestartete Website (DE-Domain) eines hessischen Betreibers, die ebenfalls einen Tankboykott propagiert,
hat mit der vorgenannten Seite nichts zu tun. Sie ist immerhin nicht anonym und verwendet auch keine
Layer-Ads.
Unterdessen rufen Kettenbrief-artig verbreitete PDF-Dateien (z.B. "Benzinpreis.pdf") weiterhin
zum Boykott bestimmter Tankstellenketten auf - der Erfolg ist an den Preisschildern der Tankstellen abzulesen.
Einen anderen Weg beschreitet ein Mitbürger, der eine Online-Petition an den Petitionsausschuss des
Dt. Bundestags gestartet hat (Ablauftermin: 30. Juni). Er will damit erreichen, dass die Besteuerung
von Benzin und Diesel halbiert wird. Ungeachtet der Sinnfrage ist dazu anzumerken, dass die echte
Petitions-Website des Dt. Bundestags tatsächlich auf einem Server der Napier-Universität im
schottischen Edinburgh zu Hause ist war. Das mag seltsam
anmuten, ist war aber so. Ich habe darauf auch
bereits vor längerer Zeit auf der Hoax-Info-Hauptseite und im
Weblog hingewiesen (mehr zum Hintergrund dort).
Update April 2010
Seit März 2010 kursieren wieder die gleichen Boykottaufrufe – um nicht zu sagen: dieselben. Denn die
PDF-Dateien ("Benzinpreis.pdf"), die Kettenbrief-artig verbreitet werden,
sind bereits im Jahr 2007 aus Powerpoint-Dateien erstellt worden (siehe Bild).
Muss ich mehr dazu sagen...? (ich nenne es das „Schön-stark-und-mutig-Phänomen“)
Bei Facebook hat sich inzwischen eine Gruppe namens "Wir tanken nicht bei Aral, Shell, Esso und Total. Text durchlesen"
gebildet, die bereits mehrere 10.000 Mitglieder zählt. Ziel scheint zu sein das bekannte, untaugliche Konzept Tankboykott weiter zu verbreiten.
Update Februar 2011
Schon wieder (oder noch immer) kursiert die gleiche, aus 2007 stammende PDF-Datei (s.o.), typischer Dateiname
inzwischen: "Benzinpreis(1)(2).pdf".
Update März 2011
Im März 2011 kursiert eine umbenannte, ansonsten identische PDF-Datei mit dem neuen Dateinamen
"Benzinpreis2011.pdf". Auch in den VZ-Netzwerken (StudiVZ, meinVZ, ...)
wird nun mit der Bildung entsprechender Gruppen für den Tankboykott geworben.
Update März 2012
Im März 2012 ist mal wieder –oder immernoch– die gleiche PDF-Datei aus 2007 im Umlauf (vergleiche: Datei - Eigenschaften,
s.o.). Sie heißt nun zur Abwechslung "Benzinpreis-1.pdf".
Update November 2018
Im November 2018 wird über Facebook und WhatsApp ein Aufruf zum Tankboykott am 26.11. verbreitet. Auch diesmal soll es eine Protestaktion gegen steigende Spritpreise sein.
Wer tanken müsse, solle dies am Sonntag davor tun. Siehe auch Sonderliste IM.
Für den aktuellen Preisanstieg macht die Mineralölwirtschaft vor allem das anhaltende Niederigwasser des Rheins verantwortlich.
Hier ein paar Tipps, die Portemonnaie und/oder Umwelt schonen:
- weniger Autofahren - mehr ÖPNV und Fahrrad nutzen
- spritsparende Fahrweise (dafür gibt es sogar Kurse)
- Fahrgemeinschaften bilden (wird steuerlich gefördert)
- Preise vergleichen: www.clever-tanken.de
- Normalbenzin statt Super bzw. Super statt SuperPlus tanken, wenn möglich und soweit noch günstiger
- Reifendruck kontrollieren - zu geringer Luftdruck erhöht den Verbrauch, Leichtlaufreifen verwenden, Breitreifen meiden
- Klimaanlage abschalten - bis ca. Tempo 80 sind offene Fenster sparsamer
- unnötige Stromverbraucher abschalten - kann bis zu 0,5 L/100 km Ersparnis bringen
- Ballast abwerfen: Kofferraum ausräumen, Dachgepäckträger abmontieren
- E-Autos: mittlerweile gibt es eine Reihe rein elektrisch angetriebener sowie Hybridfahrzeuge
- Carsharing: Wer nicht ständig ein eigenes Auto braucht, kann zumindest in einigen Städten Kurzzeitmietdienste oder richtiges Carsharing nutzen.
Es werden auch E-Roller, E-Bikes und Fahrräder angeboten.
- Benziner umrüsten lassen auf Autogas ("Flüssiggas", LPG, Propan/Butan). Steuerliche
Förderung des Kraftstoffs bis 2018. Vorteil: dichteres Tankstellennetz als bei CNG, z.T. auch in Europa.
Infos:
ADAC |
Autogastanken.de |
Wikipedia
- Benziner umrüsten lassen auf Erdgas (CNG). Der Preisvorteil (ca. 50%) wird durch eine reduzierte
Mineralölsteuer bis 2018 relativ stabil gehalten. Nachteil: noch zu wenige Tankstellen.
Infos:
ADAC |
Erdgasfahrzeuge.de |
Gibgas.de |
Wikipedia
- Diesel-Fahrzeuge (soweit möglich) mit Pflanzenöl oder Bio-Diesel betanken (steuerlich begünstigt) -
Infos: ADAC
Bio-Diesel und Bio-Ethanol gelten zwar als Klima-schonender als Kraftstoffe aus Mineralöl, ihre
Klimaschadensbilanz sowie ihre Gesamtökobilanz sind jedoch bei den derzeitigen Produktionsverfahren
(intensive Landwirtschaft mit Pestiziden, Abholzung von Wald für Anbauflächen, etc.) sogar schlechter
als bei Kraftstoffen aus Mineralöl. Außerdem wird die Produktion von Biokraftstoffen für die steigenden
Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt verantwortlich gemacht (Umwidmung von Anbauflächen) –
mithin auch dafür, dass immer mehr Menschen ihre Nahrungsmittel nicht mehr bezahlen können.
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weitere Infos und Spartipps:
ADAC |
AvD |
VCD |
Motortalk Forum
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VCD: Spritpreise: Wer macht Kasse?
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